Schlechte Gerüche im Wohnmobil - was tun? | © Foto: deagreez, stock.adobe.com

Schlechte Gerüche im Wohnmobil

Was tun, wenn es im Wohnmobil müffelt?

Interview mit dem Experten Dr. Norbert Mencke

Im Wohnmobil kann es schnell mal müffeln. Wie schlechte Gerüche entstehen, wie man ihnen vorbeugen kann und womit man sie am besten vertreibt, erklärt der Wissenschaftler Dr. Norbert Mencke. Er berät u.a. Ardap Care, den Hersteller des Geruchsentferners Bactador.

Herr Dr. Mencke, wonach riecht es im Wohnmobil?

Das ist eine Mischung aus dem Eigengeruch der Materialien, der anwesenden Passagiere – Menschen und Haustiere - sowie ihrer Aktivitäten: Kochen, Duschen, Toilette. Und das alles auf sehr kleinem Raum.

Wie entstehen dabei schlechte Gerüche?

Schlechte Gerüche entstehen durch biologischen Abbau von Materialien, daran sind u.a. Bakterien beteiligt. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es schlechte Gerüche eigentlich gar nicht gibt. Sondern nur Partikel, die unsere Nase wahrnimmt. Es gibt auch keine guten oder schlechten Licht- oder Schallwellen.

Was genau nehmen wir dann wahr, wenn es im Wohnmobil müffelt?

Meistens geht es da um organische Stoffe, die wir und die auch unsere Haustiere mit der Kleidung, mit den Schuhen, mit dem Fell ins Wohnmobil hineintragen. Das ist dann Nahrung für Bakterien. Die zersetzen diese Substanzen, es entstehen etwa Fäulnisgase, die sich als Aerosole in der Dunstglocke des Wohnmobils ansammeln.

Schlechte Gerüche im Wohnmobil - was tun? | © Foto: Marie Abigail, stock.adobe.com
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Archaische Erfahrungen aus der Evolution

Woran liegt es, dass wir manche Gerüche als angenehm, andere als Gestank, einige gar als ekelerregend empfinden?

Das liegt zum einen an unseren eigenen Erfahrungen, zum anderen auch an Erfahrungen die verbunden über die Evolution in unserem Kortex abgespeichert wurden. Dahinter steckt ein archaisches Überlebensprinzip: der Urmensch hat besser überlebt, wenn er verdorbenes Essen nicht gegessen hat. Und sein Sinn dafür war die Nase. Das Gehirn hat dann zu bestimmten Gerüchen negative oder positive Erfahrungen abgespeichert.

Wie funktioniert eigentlich unsere Nase?

Der Mensch hat zwar bei weitem nicht so viele Riechzellen wie der Hund, auch nicht so viele wie die Katze, trotzdem eine ausreichend große Zahl davon, so dass er Gerüche gut wahrnehmen kann. Dabei geht es um Geruchspartikel, die in Aerosolen schweben und an den Riechzellen andocken. Die entsprechenden Reize werden ins Gehirn geleitet und dort mit den abgespeicherten Erfahrungen verknüpft. Erst dort wird ein Geruch gut oder schlecht.

Ist das Wohnmobil ein besonderer Ort für Gerüche?

Ja, das kann man sicher sagen: es ist ein kleiner Raum, in dem wir uns lange aufhalten, Feuchtigkeit entsteht insbesondere durch unsere Atemluft, d.h. Feuchtigkeit die wir ausatmen – und die Bewohner – Menschen wie Tiere – beladen diesen Raum zusätzlich durch Ein- und Aussteigen laufend mit viel organischer Substanz. Was wir dann riechen, ist die Dunstglocke unseres Mikroklimas.

Welche Rollen spielen die Oberflächen?

Stoffe, Bezüge, Teppiche sind natürlich Biotope für Bakterien, die es auf die organischen Substanzen abgesehen haben. Aber selbst auf vollkommen glatten Oberflächen, aus Edelstahl etwa, kann es einen bakteriellen Mikrofilm geben, solche Probleme sind zum Beispiel aus Rohrleitungen wie bei Wasserleitungen oder Melkanlagen bekannt.

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Mittel gegen schlechte Gerüche im Wohnmobil

Was kann man gegen schlechte Gerüche unternehmen?

Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten gegen schlechte Gerüche: Sie können den störenden Geruch überdecken mit einem anderen, angenehm empfundenen: mit Lavendelsäckchen, Duftsprays oder den bekannten Bäumen am Rückspiegel im Auto. Damit unternehmen Sie aber nichts gegen die Ursache des Geruchs, den Schmutz, oder wie ich sagen würde die Substrate, die den Bakterien als Nahrung dienen.

Die andere Möglichkeit gegen schlechte Gerüche ist, dass man eine ganz bestimmte Zusammensetzung von lebenden Mikroorganismen direkt auf die Verunreinigung gibt. Diese Bakterien zersetzen dann die organischen Partikel so, dass kein Geruch entsteht. Wenn man Gerüche richtig und nachhaltig entfernen will, darf man die Geruchsquelle nicht nur überdecken, man muss sie beseitigen.

Mit lebenden Mikroorganismen – wie funktioniert das genau?

Es sind genauer gesagt Sporen im Ruhestadium, die durch die Freisetzung aktiviert werden. Die Organismen vermehren sich dann schlagartig und fressen das Substrat auf, bis nichts mehr davon da ist. Sie wandeln den Schmutz in Energie, Kohlendioxid und Wasser um. Dann entwickeln sie sich in die Sporenform zurück und können einfach mit dem Staubsauger entfernt werden.

Geht das mit jeder Art Schmutz?

Mit vielem: Kot- und Urin, Schweiß, Drüsensekrete, Speichel, Erbrochenem, Speise- und Getränkeresten. Also vieles von dem, was ins Wohnmobil eingetragen wird.

Was für Organismen sind das genau, die diese Wirkung haben?

Ich berate ja die Firma Ardap Care und weiß, dass das Produkt Bactador eine große Bandbreite verschiedener Organismen aufweist. Die genaue Zusammensetzung ist ziemlich raffiniert, aber sie ist Betriebsgeheimnis, das ist ein bisschen wie bei der berühmten Coca-Cola-Formel.

Haben Sie das auch schon selbst ausprobiert?

Ja, ich habe Bactador immer benutzt, wenn es darum geht, Überbleibsel meiner eigenen Hunde zu beseitigen, zum Beispiel auf Teppichböden. Hundehalter wissen was ich meine. Oder als ich mal einen Gebrauchtwagen kaufte, der von einem Raucher stammte. Die Gerüche konnten vollkommen beseitigt werden. Und dass ohne Chemikalien, Zusatz- oder Reinigungsstoffe, 100% natürlich und unbedenklich für Mensch und Tier.

Aber auf die Hygiene beim Haustier sollte man doch noch achten, oder?

Unbedingt! Das wird oft unterschätzt. Im Wohnmobil lebt der Hund ja noch näher mit dem Menschen zusammen. Und er bringt nicht nur Schmutz mit hinein, auch Zecken und Flöhe. Am Waschen, Kämmen, und der Fell- und Pfotenhygiene führt kein Weg vorbei!

Text:
Gerd Henghuber

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