Aufmerksames Publikum | © Foto: Markus Ritter

Interview mit Gates of Summer Organisator Markus Ritter

"Die Leute wollen sich einfach zusammensetzen und am Lagerfeuer quatschen"

Die Corona-Pandemie hat die Wohnmobil- und Vanlife-Branche hart getroffen. Viele Veranstaltungen mussten im letzten Jahr verschoben oder in einer abgespeckten Version durchgeführt werden, viele Events wurden auch komplett abgesagt. Allem Anschein nach bessert sich aber wieder die Situation und so findet vom 24. bis 27. Juni das Gates of Summer 2021 statt. Mitorganisator Markus Ritter hat sich mit uns zu einem Videointerview direkt aus seinem Van verabredet. Wir unterhielten uns mit ihm über die Corona-Pandemie, die Entwicklung des Gates of Summer und zukünftige Projekte. Natürlich hatte Markus bei seiner langjährigen Tätigkeit in der Szene auch die oder andere lustige Geschichte parat.

Hi Markus, danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast! Wo erwischen wir dich denn gerade?

Hallo! Ich stehe gerade am Möhnesee im Sauerland. Das Naherholungsgebiet der Ruhrpötter und Holländer. Das Wetter ist auch super, so haben wir das als Draußenmenschen gern.

 

Super, das sieht wirklich sehr sommerlich bei dir aus! Starten wir doch direkt mit dem Thema Vanlife – was waren deine Anfänge als Veranstalter und wie ist das Gates of Summer entstanden?

Das Ganze startete mit einem Auftrag über das Schnalstal in Südtirol, die unter anderem mit dem Caravanpark Schnalstal den höchsten Stellplatz Europas bieten können. Ein Kollege und ich bekamen den Auftrag, diese schöne Region, die bis dahin größtenteils in Italien bekannt war, auch in Deutschland zu verbreiten. Statt typischer Printwerbung und den klassischen Methoden nutzten wir den höchst gelegenen Stellplatz Europas, wo dann das erste Camper Van Summit Meeting stattfand. Das war dank der Verknüpfung mit Sponsoren und Influencern, einem sehr abwechslungsreichen Programm sowie der familiären Atmosphäre direkt sehr beliebt und so behielten wir das Meeting bei. In diesem Jahr findet der Camper Van Summit zum fünften Mal statt, inzwischen schlagen wir unsere Zelte in St. Martin bei Lofer im Salzburger Land, genauer auf dem Campingplatz Grubhof, auf. Die Branche fand es super, wünschte sich aber ein ähnliches Meeting zu Beginn der Saison. Und so sind wir dann auf das Gates of Summer gekommen.

Stand-Up-Paddle-Toure | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter
Idyllische Atmosphäre beim Gates of Summer | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Über Markus Ritter

Markus Ritter kommt gebürtig aus Hamm, ist aber in ganz Deutschland zu Hause. Nachdem er viele Jahre in München gewohnt hat, verbringt er heutzutage die meiste Zeit in seinem Van. Angefangen im Sportvertrieb startete er mit einem Freund zusammen die Idee des Camper Van Summit Meetings in der Vanlife-Szene. Neben diesem Meeting gibt es mittlerweile auch das Gates of Summer am Anfang der Saison.

Mittlerweile hat sich die Firma Vans&Friends bzw. Campervent damit einen Namen in der Branche gemacht und arbeitet mit anderen Messeveranstaltern wie der CMT in Stuttgart, der TC (Touristik & Caravaning, d. Red.) in Leipzig, der oohh! in Hamburg und der Caravan & Co., die im September 2021 ihre Premiere auf dem Messegelände Rendsburg feiern wird, zusammen. Dazu kommen Auftraggeber aus der Industrie wie z.B  VANTourer. Markus ist Mitglied von Vans&Friends, einer Community innerhalb der Vanlife-Szene zum Netzwerken und der Organisation gemeinsamer Projekte und ist somit optimal vernetzt.

Markus Ritter, Organisator des Gates of Summer | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Dann wollen wir doch gleich weiter über das Gates of Summer sprechen! Letztes Jahr wart ihr zum ersten Mal auf dem Campingplatz Naturpott Borkenberge in Lüdinghausen. Wie war das Feedback, wart ihr zufrieden mit der neuen Location?

Ja, letztes Jahr wurde das Gates of Summer zum Gates of September! Im Mai konnte leider kein Event durchgeführt werden und so mussten wir es auf das Ende der Saison verschieben. Das haben wir dann coronakonform abgewickelt und leider nur ein abgespecktes Programm anbieten können. Bei Vorträgen hat jeder seinen eigenen Stuhl mitgebracht. Auch die sehr beliebte BBQ-Grill-Challenge vom letzten Jahr fand dort nicht so wie gewohnt statt.

Den Stellplatz kann ich jedem weiterempfehlen! Seit einigen Jahren ist schon der Trend erkennbar, dass die Zahl der Dauercamper immer geringer wird und mehr Stellplätze für kürzere Besuche benötigt werden. 2020 hat der neue Besitzer dann das Konzept geändert, ein Naturschwimmbad gebaut und strahlt auch in der Kommunikation dieses Ruhrpott-Feeling aus. Zum Glück hat er die Pandemie durchgehalten und so passt der Platz einfach perfekt zu uns. Es gibt eine große Veranstaltungswiese, alles ist natürlich stromversorgt und wir können alle Annehmlichkeiten des Platzes benutzen.

Vortrag beim Gates of Summer | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Die Grill-Challenge interessiert mich sehr! Kannst du dazu noch mehr erzählen?

Die war auch bei unseren Besuchern sehr beliebt! Die Teilnehmer konnten vor Ihren Wagen oder an gemeinsamen Grills Ihre Speisen zubereiten. Wir hatten dann Partner aus der Branche, zum Beispiel von Dometic, die uns freundlicherweise mit Material unterstützt haben und der nette Herr von Dometic durfte dafür dann alles probieren, was ihm die Teilnehmer zubereitet haben und auch den Gewinner küren. Im letzten Jahr haben wir das dann auf die Spitze getrieben und die Sieger der vergangenen Jahre im direkten Duell gegeneinander antreten lassen. Das war eine super Sache, weil sie nicht nur auf dem Grill abgeliefert haben, sondern sich im Rededuell gegenseitig angestachelt haben. Die Menschen saßen in großer Gruppe drumherum - das geht dieses Jahr leider nicht - mit Getränken und hatten einen riesigen Spaß dabei, den beiden zuzuschauen, wie die sich hochgeschaukelt haben.

Backen beim Gates of Summer | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Dann kam natürlich Corona und das alltägliche Leben stand komplett still. Wie ist es euch in der Zeit ergangen? Habt ihr vielleicht die Zeit genutzt, um neue Projekte zu entwickeln?

Ich persönlich hatte natürlich viel Freizeit, weil es einfach gar keine Veranstaltungen gab, auch nicht im Sportbereich. Und so konnten wir uns über neue Projekte Gedanken machen. Wir arbeiten momentan zum Beispiel an einem alternativen Stellplatzführer. Einige gibt es da bereits, ich erwähne gern den Stellplatzführer Landvergnügen von Ole Schnack. Unserer soll etwas anders aufgebaut sein, dazu gibt es dann aber zu gegebener Zeit mehr Informationen.

Dazu kommt dann die Caravan & Co., eine neue Messe in Rendsburg. Diese sollte eigentlich schon letztes Jahr stattfinden. Da hatten wir somit aber auch mehr Zeit, um das Programm rund zu machen und weiter daran zu feilen, was sonst nur nebenbei zum Tagesgeschäft möglich gewesen wäre. Wir haben auch mit unseren Partnern der Messe Stuttgart über weitere Projekte gesprochen, z.B. über die Euronauten. Das ist ein Projekt, bei dem wir auch mit dem Land Baden-Württemberg zusammengearbeitet haben. Die Euronauten sind Vanlifer, die durch ganz Europa gefahren sind und Plätze besucht haben, die abseits der typischen Stellplatzführer liegen. Sie haben sich auch mit Einheimischen unterhalten und so das Feeling von ganz Europa aufgenommen. Entstanden sind dabei sehr schöne Videos, die wir im vergangenen Sommer fertig schneiden und produzieren konnten und die dann hoffentlich bei der CMT im nächsten Januar präsentiert werden können. Unser Ziel ist es, damit ein schönes Gesamtbild von Europa darzustellen und zu zeigen, wie viele wunderbare Ausflugsziele es auf unserem Kontinent gibt.

Wir haben auch unsere eigenen Messeauftritte verbessert und uns vergrößert. Unter anderem ein Feuerwehrauto mit Anhänger, unser Onkel Manfred. Den werden wir für Messen verwenden, bei denen wir nicht in der Planung involviert waren, sondern uns einfach präsentieren. Wenn ihr demnächst also auf einer Messe unterwegs seid und da ein lautes Feuerwehrauto aus den 70ern entdeckt, dann sind wir das (lacht).

Kompanja Campervan | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter
Vortrag von Vans&Friends | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Du hast bereits die Pandemie erwähnt, durch die die Planungssicherheit fehlt. Was erwartet die Besucher beim diesjährigen Gates of Summer, wie sieht das Programm aus?

Wie du schon sagst, macht uns Corona weiterhin einen Strich durch die Rechnungen. Es wird ein größeres Programm als letztes Jahr sein, aber noch lange nicht in der Form, wie es zum Beispiel beim Camper Van Summit Meeting der Fall ist. Die BBQ-Grill-Challenge können wir beispielsweise noch nicht anbieten, um sicherzugehen, bei den sinkenden Inzidenzzahlen nicht der neue Hotspot zu werden. Das sollte aber kein Problem sein, denn so wie wir es wahrnehmen, freuen sich die Leute einfach, sich zusammenzusetzen und am Lagerfeuer quatschen zu können. Da braucht es gar nicht das große Programm, sondern einfach die Möglichkeit, die Community wieder aufleben zu lassen und miteinander zu reden. Dennoch haben wir natürlich auch Vertreter aus der Industrie und Influencer und Blogger dabei.

Wir werden zum Beispiel SUP-Yoga-Sessions, also Yoga auf dem Stand Up Paddle, anbieten. Es gibt Lauftreffs, falls ein paar Leute die Gegend joggend erkunden wollen. Es gibt auch Klassiker des Münsterlands, z.B. die Pättkes-Tour. Pättkes sind kleine Wege, die idealerweise mit dem Hollandrad gefahren werden, kreuz und quer durch die Felder, ganz gemütliche Touren. Es wird auf jeden Fall immer Vorträge von Influencern geben, die tolle Reiseberichte präsentieren können oder zum Thema Busbasteln oder Van-Ausbau, wie man den Van also noch angenehmer gestalten kann. Auch das werden dieses Jahr aber kleinere Vorträge, die Leute kommen also direkt zu den Wagen der Redner und hören sich dann in kleinen Gruppen die Berichte an. So wird das dann wieder, denke ich, eine runde Sache, mit Sport & Action, spannenden und lehrreichen Vorträgen oder einfach einem ganz entspanntem Lagerfeuer.

Backen beim Gates of Summer | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter
SUP-Yoga-Session | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Wie empfandet ihr die Nachfrage nach solchen Treffen? Sind noch Tickets verfügbar?

Die Nachfrage war auf jeden Fall da und wir sind auch ausverkauft, weil wir auch gedeckelt haben. 150 Wagen plus Sponsorenwagen werden vor Ort sein. Es wird auch Treffen im Treffen geben, z.B. der VanLove Girls. Das ist eine Community, bei der es um alleinreisende Frauen geht und die nutzen unser Treffen, um auch wieder zusammenzukommen. Es gibt auch viele Veranstalter, die noch nicht sicher sind, wie sie planen können. Teilweise muss man sehr kurzfristig planen, weil sich die Richtlinien ändern. Wir haben das Glück, auf einem Platz zu sein, der bestimmte Vorgaben schon hat, die wir dann einfach nur umsetzen, aber das Planen auf der freien Wiese ist noch sehr schwer. Da kann man dann auch schwer planen, weil die Sponsoren zurückhaltend sind, das Publikum entscheidet sich sehr kurzfristig und so fehlt die kaufmännische Grundlage. Das ist schade, aber wird uns dieses Jahr noch länger begleiten.

Vortrag im Tipi | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Hoffen wir, dass sich das schnell ändert und denken wir nochmal an die vergangenen Gates of Summer zurück. Möchtest du spannende Geschichten teilen, die im Gedächtnis geblieben sind?

Da haben wir so einiges erlebt. Beim Camper Van Summit zum Beispiel bieten wir Klettertouren an, die einige Gäste aus dem Flachland ordentlich an ihre Grenzen bringen. Die Wettereskapaden sind berühmt berüchtigt, letztes Jahr hatten wir z.B. einen Föhnsturm in Lofer. Da hat es so reingeblasen, dass es die Stangen der großen Tipis zerdrückt hat. Der Besitzer stand in Tränen daneben und man konnte nichts machen, es ist einfach alles weggeflogen. Ein Jahr vorher sind wir fast weggeschwommen, da standen wir bis zu den Knöcheln im Wasser, weil es so geregnet hat. Nicht schön, aber im Nachhinein sind das alles Anekdoten, bei denen man später „ich war dabei“ sagen kann. Ansonsten bilden sich natürlich auch viele Grüppchen zwischen den Fahrzeugen, die dann ihre ganz persönlichen Geschichten erleben.

Gemütliches Zusammensitzen | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Gab es auch witzige Anekdoten?

Die passieren meist abends (lacht). Da gab es schon viele Abende, die etwas länger gingen, wo dann jemand seine Mundharmonika rausholt, der andere die Gitarre und erstmal gejammt wird. Im letzten Jahr hatten wir z.B. auch Jan Fitschen dabei, seines Zeichens ehemaliger 10.000m-Europameister, der mit den Leuten laufen gegangen ist. Natürlich hat sich erstmal keiner angemeldet (lacht). Der Jan ist aber ein absoluter entspannter Typ und nachdem wir da nochmal die Werbetrommel gerührt haben und Überzeugungsarbeit bei den Leuten geleistet haben, die ja eigentlich laufbegeistert sind, haben wir dann einen Nachtlauf gemacht, wo es noch etwas geregnet hat. Und da gibt es Bilder, wie alle nur am Grinsen sind, wie sie durch den Matsch und den Regen laufen, aber einfach so einen Spaß hatten, weil die Gegend so gigantisch war. Das hat wohl jeder noch in Erinnerung, der dabei war, weil das einfach so einmalig war.

 

Sehr coole Geschichten und wir sind sicher, dass am nächsten Wochenende noch einige dazukommen werden! Wir bedanken uns bei dir, lieber Markus, wünschen dir eine schöne Gates of Summer und freuen uns, wieder von dir zu hören!

Markus Ritter (l.) mit Jan Fitschen | © Foto: Markus Ritter
  • Foto: Markus Ritter

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Gates of Summer, der Homepage des Camper Van Summit Meetings und dem Instagram-Kanal von Vans&Friends!

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