Wohnmobile sollte man keinesfalls überladen. Es drohen dafür in allen Reiseländern hohe Bußgelder. Außerdem setzt man sich mit einer Beladung, die das zulässige Gesamtgewicht überschreitet, einem hohen Verletzungsrisiko aus, wie ein Crashtest des ADAC bereits mit einem vorschriftsmäßig beladenen Fahrzeug zeigt. Wenn das Wohnmobil überladen ist, steigt das Risiko.
Der Automobilclub wählte für den Versuch ein Wohnmobil auf Fiat Ducato-Basis, mit fast 50 Prozent Anteil am Bestand und 60 Prozent bei den Neuzulassungen das häufigste Fahrzeug in Deutschland. Für den Crash mit einem Auto aus der oberen Mittelklasse (Citroen C5) wurden der Tisch vor der Doppelsitzbank abmontiert und die Beladung sicher verstaut. Dann ließen die Tester die beiden Fahrzeuge mit jeweils 56 km/h frontal gegeneinander stoßen: 3,5 Tonnen gegen 1,7 – ein Unfall wie er etwa bei einem riskanten Überholmanöver auf einer Landstraße passieren kann.
Nach dem Crash schwankte das Wohnmobil heftig, fiel aber nicht um. Der Zusammenstoß überforderte allerdings die Knautschzonen beider Fahrzeuge. Das Ergebnis der Tester: die Front des Wohnmobils konnte die Energie des Aufpralls ebenso wenig abbauen wie die Knautschzone des Kombi. Die Fahrgastzellen beider Fahrzeuge wurden daher beschädigt und die Pedale schoben sich weit in den Fußraum, so dass für die Fahrer beider Fahrzeuge ein sehr hohes Verletzungsrisiko bestanden hätte, wären es nicht Dummies gewesen.
Der ADAC folgert daraus, dass Hersteller von Wohnmobilen, egal ob auf Basis eines Pkw oder eines Nutzfahrzeugs, die Fahrzeugfront künftig so konzipieren müssen, dass die Energie des Aufpralls in der Knautschzone abgebaut wird, und die Fahrgastzelle als Überlebensraum intakt bleibt.
Neben dem Fahrer und Beifahrer sind im Wohnmobil auch die hinteren Insassen einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Das liegt vor allem an der Konzeption der Rückbank. Die besteht in den meisten Wohnmobilen nur aus dünnem Holz besteht: Beim Aufprall bricht der Rücksitz zusammen, die Köpfe der hinten Sitzenden können gegen den Fahrersitz prallen und auch die Gefahr von Verletzungen im Bauchraum steigt an.
Hier fordern die Tester des ADAC dringend Nachbesserungen durch die Hersteller. Die Unterkonstruktion der Sitzbank in der zweiten Reihe müsse so stabil sein, dass sie beim Unfall nicht unter den Insassen zusammenbricht. Nur so könne verhindert werden, dass der Gurt vom stabilen Becken in den empfindlichen Bauchraum rutscht und innere Verletzungen verursacht. Auch zu dicke und zu weiche Auflagen sollten vermieden werden, da sie die Gefahr erhöhten, dass der Beckengurt verrutsche.
Bei den Einbauten im Wohnmobil ergab der Crashtest unterschiedliche Ergebnisse. Die beiden Doppelbetten, das Bad, die Schränke im Heck und die Zurr-Ösen im Kofferraum hielten den Belastungen beim Aufprall stand – von ihnen und dem dort untergebrachten Gepäck geht also keine Gefahr für die Mitfahrer aus. Auch die Sicherheitseinrichtung der Gasanlage funktionierte und unterbrach die Versorgung beim Unfall.
Die Schränke der Küchenzeile und ihr Inhalt hingegen flogen beim Aufprall durch den Innenraum des Wohnmobils. Beim getesteten Wohnmobil waren sie nur mit wenigen Schrauben miteinander und nicht mit dem Fahrgestell verbunden. Die Tester raten den Herstellern dringend, hier auf mehr Stabilität und eine Verbindung mit dem Fahrzeug zu achten.
Der Crashtest des ADAC zeigt deutlich, dass bereits vorschriftsmäßig beladene Wohnmobile im Fall eines Frontalzusammenstoßes keine ausreichende Sicherheit für die Insassen bieten. Keinesfalls sollte man daher sein Wohnmobil überladen. Gerade Anfänger unterschätzen häufig das Gewicht der Gegenstände, die sie mitnehmen möchten, und wie schnell man damit das Wohnmobil überladen kann. Denn Stauraum ist heute in den meisten Wohnmobilen ausreichend vorhanden. Dies kann dazu führen, dass man mehr einpackt, als die Gewichtsbeschränkung zulässt. Und die 3,5 Tonnen, das maximale Gewicht eines Fahrzeugs, das man mit dem Führerschein der Klasse B fahren darf, sind schnell erreicht. Neben dem Aufbau des Wohnmobils und dem Gewicht der Insassen bleibt da nur noch wenig Spielraum für die Zuladung. Mit alten Führerscheinen der Klasse 3 sowie mit den neuen Klassen C1, CE1 und C ist das Fahren von Fahrzeugen bis 7,5 t bzw. darüber zulässig. Doch auch hier kann man je nach dem Aufbau des Wohnmobils und der Zahl sowie dem Gewicht der Mitfahrer schnell an die Schwelle zur Überladung kommen.
Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr, die bei Überladung oder falscher Beladung ausgeht: die Fahrstabilität nimmt ab und das Fahrzeug kann in Kurven ausbrechen, außerdem verlängert sich der Bremsweg deutlich. Deshalb gibt es in allen Reiseländern zum Teil hohe Bußgelder im Fall einer Überladung. Und gerade in den Ferienzeiten gibt es verstärkt Polizeikontrollen.
In Deutschland wird in der Regel eine Toleranz von 5 Prozent abgezogen, wenn das Wohnmobil überladen ist. Bei Fahrzeugen bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 t bewegen sich die Bußgelder zwischen 10 und 235 Euro. Ab einer Überladung von über 20 Prozent kommt ein Punkt in Flensburg für den Fahrer und ggf. auch für den Halter hinzu. Hat das Wohnmobil ein zulässiges Gesamtgewicht von mehr als 7,5 t, steigen die Bußgelder deutlich an. Ein Punkt wird hier schon bei einer Überschreitung von 5 Prozent fällig. In Österreich beträgt das maximale Fahrzeuggewicht für Toleranz bei Überladung 3 5t. Die nachfolgende Aufstellung zeigt alle Bußgelder:
Wohnmobil überladen mit | Bußgelder und Punkte |
> 5 % | 10 Euro |
> 10 % | 30 Euro |
> 15 % | 35 Euro |
> 20 % | 95 Euro + 1 Punkt |
> 25 % | 140 Euro + 1 Punkt |
> 30 % | 235 Euro + 1 Punkt |
Wohnmobil überladen mit | Buße Fahrzeugführer | Buße Fahrzeughalter |
> 2 % | 30 Euro | 35 Euro |
> 5 % | 80 Euro + 1 Punkt | 140 Euro + 1 Punkt |
>10 % | 110 Euro + 1 Punkt | 235 Euro + 1 Punkt |
> 15 % | 140 Euro + 1 Punkt | 285 Euro + 1 Punkt |
> 20 % | 190 Euro + 1 Punkt | 380 Euro + 1 Punkt |
> 25 % | 285 Euro + 1 Punkt | 425 Euro + 1 Punkt |
> 30 % | 380 Euro + 1 Punkt | 425 Euro + 1 Punkt |
Im europäischen Ausland können die Strafen deutlich höher ausfallen, wobei viele Länder bezüglich der Überladung eine Null-Toleranz-Grenze haben.
Dänemark | pro % 10 Euro |
Österreich | 36 bis 2180 Euro |
Schweiz | 80 bis 170 Euro |
Italien | 60 bis 1700 Euro |
Frankreich | 90 bis 750 Euro |
Luxemburg | 74 bis 5000 Euro |
Belgien | 50 bis 330 Euro |
Niederlande | 130 bis 850 Euro |
Spanien | 300 bis 4600 Euro |
Portugal | 60 bis 300 Euro |
Großbritannien | 70 bis 6000 Euro |
Vor allem für Wohnmobil-Anfänger, aber auch für fortgeschrittene Camper gibt es eine Reihe von Tipps, um bei der Zuladung Gewicht zu sparen und diese sicher zu verstauen:
1. Neben dem Grundgewicht des Fahrzeugs wiegt die Innenausstattung des Wohnmobils am meisten: achten Sie bei allem, was Sie beim Einbau und beim Inventar verwenden, auf leichte Materialien. Wählen Sie Kunststoff statt Porzellan oder Glas. Schauen Sie sich jeden einzelnen Gegenstand, den Sie mitnehmen möchten, unter dem Aspekt des Gewichts an.
2. Befüllen Sie die Tanks für die Fahrt nicht voll, das spart Gewicht und Kraftstoff. Auch den Treibstofftank nur soweit befüllen, wie die Strecke es erfordert.
3. Schwere Gegenstände gehören im Wohnmobil am besten in den abgetrennten Kofferraum bzw. nach unten und sind ggf. auch mit Spanngurten zu sichern. In die Oberschränke kommen nur leichte Gegenstände, etwa Bekleidung.
4. Lassen Sie Ihr Fahrzeug wiegen! Der ADAC bietet diesen Service zur Ferienzeit in vielen Regionen an.
6. Während der Fahrt nichts offen liegen lassen.
7. Der Tisch vor der hinteren Sitzreihe muss während der Fahrt demontiert oder weggeklappt werden.
8. Wer ein Wohnmobil kauft oder mietet, sollte auf Notbrems- und Spurhalteassistenten achten. Diese können zwar nicht jeden Unfall verhindern, sie verringern aber das Unfallrisiko deutlich.
9. Alle Insassen sind während der Fahrt auf den Sitzen angeschnallt. Betten Küche und Toilette werden nur bei geparktem Fahrzeug benutzt.
Text:
Gerd Henghuber
Quelle: ADAC
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