Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger

Kabe Van 690 LB Praxistest

Wohltemperiert durch alle Jahreszeiten

Kabe heißt die skandinavische Marke, die neben anderen teil- und vollintegrierten Reisemobilen diesen einen Kastenwagen im Programm hat, der schlicht Van 690 LB heißt. 6,97 Meter lang und maßgeschneidert für zwei ist er, der Mercedes-Benz Sprinter bildet die Basis.

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Für den Kabe Van 690 LB sollen minus 35°C kein Problem darstellen.

Winter-Van

Winterurlaub im Reisemobil, das ist heute kein allzu großes Abenteuer mehr. Dicke Sandwichbauteile für den Aufbau und zusätzliche Schaumisolierungen halten die Kälte fern, und wenn alle Wasserleitungen im warmen Inneren verlegt, Frisch- und Abwassertank beheizt sind, dann bleibt es auch bei zweistelligen Minusgraden im Wohnraum dank Gebläse- oder Warmwasserheizung kuschelig. Anders sieht das bei Kastenwagen aus, die naturgemäß mit Kältebrücken an der ausgebauten Karosserie kämpfen. Aus Schweden kommt jedoch ein Camper, dessen Hersteller Funktionstüchtigkeit bis minus 35 Grad testet.

Um Kältebrücken zu vermeiden, setzt Kabe eine komplette Wohnkabine mit doppeltem Boden in den Frachtraum des Sprinter, in die Hohlräume werden dann kleine Kunststoffkugeln geblasen, die sich miteinander verbinden und eine hochwirksame, bis zu fünf Zentimeter dicke Isolationsschicht bilden. Den extremen Temperatur-Test haben wir trotz noch kühler Witterung nicht anstellen können. Wohl aber ist aufgefallen, dass trotz eher niedriger Außentemperaturen von sechs Grad das Innenraumklima ohne Heizung bei angenehmen 19 Grad verweilte.

Temperiert wird der Wohnbereich mit einer Alde-Warmwasserheizung, die mit zusätzlichen Konvektoren im Fahrerhaus ordentlich einzuheizen vermag. Ihr großer Vorteil: Sie kann auch mit Strom betrieben werden. Das Menü bietet den Gasbetrieb an, alternativ zieht sie wählbar von einem bis drei kW aus dem Elektroanschluss des Camping- oder Stellplatzes, je nach Absicherung.

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
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Grundriss

Die Innenraum-Aufteilung folgt bekanntem Muster. Hinter den drehbaren Sitzen für Fahrer und Beifahrer lässt sich der Tisch der Halbdinette decken, dahinter folgt der Dusch und Toilettenraum auf der einen und die Küche mit dem hochgesetzten, 84 Liter großen Kompressorkühlschrank sowie Spüle und zweiflammigem Gasherd auf der anderen Seite. Dahinter geht es ins Schlafzimmer mit zwei Längsbetten, die miteinander verbunden 160 Zentimeter Breite und 200 Zentimeter Länge bieten. Beide Liegeflächen lassen sich nach oben klappen, die linksseitige sogar elektrisch, das erleichtert den Zugriff auf das Gepäck und die Bordtechnik, die in den seitlichen Schränken unter den Betten versteckt ist oder erlaubt den Fahrradtransport. Ins Bett selbst gelangt man dank einer kleinen aber soliden Aufstiegshilfe sehr komfortabel, sie kann von rechts ausgeklappt werden.

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
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Kabe Van 690 LB Grundriss

Wohnbereich

Weniger großzügig ist das Raumangebot im mittleren Wohnbereich, die üppige Isolierung der Wände geht zu Lasten der nutzbaren Breite. Der Durchgang zwischen Sitzgruppe ist schmal, auch der Platz am Herd ist knapp bemessen. Wer zum Abschmecken den Kopf über den Topf hält,  rempelt unvermeidlich mit dem verlängerten Rücken die lederbezogene Rückenlehne der Sitzbank an. Auch der zweiflammige Gasherd kann nur kleine Töpfe und Pfannen aufnehmen, ein paar Fischfilets zusammen mit einer Portion Bratkartoffeln zuzubereiten, ist also eine Herausforderung. Die sechs rollengelagerten Schubladen der Pantry sind ebenfalls eher sparsam geschnitten, großes Kochgeschirr bleibt besser zu Hause. Genial dagegen ist die Zentralverriegelung der Auszüge. Alle vier, die Richtung Wohninnenraum öffnen, können mit einem zentralen Drehknopf arretiert werden. Die Anrichtfläche ist sehr reduziert, lässt sich aber mit zwei ausklappbaren Holzbrettern erweitern, auch wenn der Einstieg durch die Schiebetür dann nur noch schlanken und gelenkigen Campern gelingt.

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
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Bad

Ausreichende Platzverhältnisse gibt es im Waschraum. Seine Stirnwand lässt sich um 90 Grad schwenken und schützt dann die Kassettentoilette vor Duschwasser. Die Bewegungsfreiheit hier geht in Ordnung. Allerdings ist im winzigen Stauschrank kaum Platz für Hygieneartikel, auch hier fordert die kräftige Isolierung ihren Tribut. Eine Besonderheit bietet der Kabe Van beim Abwasser. Da der Auffangtank zum Schutz vor Frost nicht unter dem Aufbau, sondern in dessen Doppelboden eingebaut wird, beginnt eine Pumpe bei Duschen oder Händewaschen geräuschvoll schlürfend damit, das Wasser in den Tank zu befördern.

 

 

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
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Schlafen

Das Design des Schweden-Vans strahlt skandinavische Hygge aus, Gemütlichkeit. Helle Flächen in lichten Cremefarben, luftiges Eschendekor, dunkle Sitzbezüge aus Leder und schlanke Rahmen um Fenster und Dachluken setzen Kontraste. Zwei Midi-Hekis und eine Dachhaube mit elektrischem Lüfter bringen im Sommer Abkühlung, aber auch wenn die Sonne strahlt, hilft die Isolierung vor übermäßiger Aufheizung. Und ein weiteres Plus bekommt die Dämmschicht. Stellplätze, die wegen ihrer Lage zwischen Güterzuggleisen und vielbefahrener Bundesstraße von anderen Nutzern in den einschlägigen Apps für nicht empfehlenswert gehalten werden, verlieren im Kabe Van beim Schlafen ihren akustischen Schrecken. Der lange Camper ist für zwei Personen gedacht, sollen Kinder mit auf die Reise gehen, kann ein kurzes Bett auf der Dinette aufgeschlagen werden. Das eignet sich mit 160 Zentimetern Länge jedoch wirklich nur für den Nachwuchs. Die beiden konturierten Sitze der Bank lassen sich um einige Zentimeter voneinander trennen, das bringt während der Fahrt oder beim Essen mehr Ellbogenfreiheit, behindert dann jedoch den Durchgang nach hinten nochmals.

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
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Verarbeitung und Fazit

Die Verarbeitung des Vans begeistert. Überaus solide und mit hochwertigen Accessoires ausgestattet, ist er in der Premiumklasse unterwegs. Dabei hilft der Sprinter, hier mit der 160-PS-Motorisierung und dem neunstufigen Automatikgetriebe. Sanft und komfortabel gefedert macht er lange Strecken und schlechte Straßen erträglich, mit 11,1 Litern kam er im Durchschnitt 100 Kilometer weit und hat selbst an kräftigen Steigungen genügend Puste, um zügig voranzukommen. Für ihn gilt aufgrund des zulässigen Gesamtgewichts von 4100 Kilogramm das 100-km/h-Tempolimit, zugeladen werden dürfen 575 Kilogramm, angehängt zwei Tonnen.

Fazit: Kabe hat einen außergewöhnlichen Camper aufgelegt, der wenig verkehrt, vieles richtig und einiges perfekt macht. Wer sich mit der eingeschränkten Breite arrangiert und auch vor dem Preis nicht zurückschreckt, kann vom Nordkap bis nach Sizilien reisen, ohne sich um Jahreszeit und Witterung zu scheren. 128.700 Euro kostet der Van, mit einigen Extras wie Sat-TV, Markise, Leichtmetallrädern und Automatik werden daraus am Ende 142.708 Euro. Auch das ist Premiumniveau. (cen/mk)

Kabe Van 690 LB | © Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Daten
Kabe Van 690 LB

Länge x Breite x Höhe (m): 6,97 x 2,03 x 3,08
Radstand (m): 4,33
Antrieb: 4-Zyl-Turbodiesel, 2143 ccm, Turbolader
Leistung: 120 kW/163 PS bei 3500/min,
Max. Drehmoment: 360 Nm bei 1400/min
Leergewicht: 3525 kg
Zuladung 575 kg
Max. Anhängelast: 2000 kg
Stehhöhe: 1,95 m
Schlaf-/Sitzplätze: 2/4
Frisch-/Abwassertank 83/60 Liter
Verbrauch im Durchschnitt 11,9 Liter Diesel je 100 km,
Basispreis: 128.700 Euro
Testwagenpreis: 142.708 Euro