Arbeiten im Wohnmobil: welche Unternehmen das erlauben | © Foto: stockadobe.com

Arbeiten im Wohnmobil

Welche Unternehmen das schon erlauben
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Der Trend

Homeoffice wird in immer mehr Unternehmen zum Standard – aber bedeutet das auch, dass man mit dem Wohnmobil verreisen, und von überall auf der Welt arbeiten darf? Die Reisemobilcouch hat unter deutschen Unternehmen nachgefragt, wer jetzt schon Arbeiten im Wohnmobil erlaubt.

Homeoffice hat sich seit der Pandemie als Arbeitsalltag von Millionen von Beschäftigten, etabliert. Was als Sicherheitsmaßnahme für die begrenzte Zeit der Pandemie begann, ist zu einem Trend geworden, der die Arbeitswelt verändern wird. Nach Umfragen hat inzwischen mehr als jeder Zweite in Deutschland die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten.

Für Wohnmobilfreunde ergibt sich daraus eine riesige Chance: Arbeiten im Wohnmobil. Wenn sie ihre Fahrzeuge entsprechend ausrüsten, können sie in die Ferne fahren und vom Strand, vom Berg oder von der trendigen Metropole aus arbeiten. Eine Reihe von Fahrzeugherstellern hat den Trend bereits erkannt und bietet speziell für Arbeiten im Wohnmobil ausgerüstete Reisemobile an. Ein Beispiel dafür ist das Konzept Cross Cabin von Alpine, das auf der CMT 2023 in Stuttgart für großes Aufsehen sorgte.

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ALPINE Cross Cabin Außendesign | © ALPS ALPINE Europe GmbH
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Die Rechtslage

Doch ist dies ohne weiteres möglich? Dürfen Angestellte einfach so losfahren in die Ferne und arbeiten im Wohnmobil, von wo aus sie gerade Lust haben? Zunächst die Rechtslage: Prinzipiell bestimmt der Arbeitgeber den Arbeitsort, nicht der Arbeitnehmer. Vor der Pandemie war der Arbeitsort in den meisten Fällen das Büro, und so steht es in den allermeisten Arbeitsverträgen. Dennoch ist Homeoffice inzwischen in vielen Unternehmen Standard, gesetzlich geregelt ist es allerdings noch nicht. Es gibt also keinen Anspruch darauf, und es liegt an den Unternehmen, Homeoffice zu ermöglichen und entsprechende Vorschriften zu erlassen.

Wenn der Arbeitgeber Homeoffice ermöglicht, bedeutet das jedoch zunächst nur, von zuhause aus zu arbeiten – nicht von einem beliebigen Ort aus. Denn hier gibt es eine wichtige Unterscheidung: die zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten. Während bei ersterem ein privater Ort als Arbeitsort klar definiert ist, ist das bei zweiterem eben nicht der Fall. Die Fürsorgemöglichkeit des Arbeitgebers ist dabei geringer, die Eigenverantwortung des Mitarbeiters entsprechend höher, was eine Reihe von praktischen Fragen zur Folge hat. Zum Beispiel welcher Weg genau der Arbeitsweg ist und damit im Fall eines Unfalls von der gesetzlichen Unfallversicherung abgedeckt ist. Oder eben privates Risiko darstellt.

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Gute Absprachen nötig

Der Arbeitgeber muss also auch explizit mobiles Arbeiten erlauben, damit man mit dem Wohnmobil losstarten kann. Noch komplexer stellt sich die Sache dar, wenn man aus dem Ausland mobil arbeiten möchte. Hier greift auch das Steuerrecht. Dauert der Aufenthalt im Ausland nämlich länger als sechs Monate im Jahr, entfällt die Einkommenssteuer in der Regel im Aufenthaltsland. Eine Doppelbesteuerung ist allerdings in den meisten Ländern aufgrund entsprechender Abkommen der Bundesrepublik ausgeschlossen. Ähnliche Regeln gibt es auch im Sozialversicherungsrecht. Das ist der Grund dafür, dass die meisten Unternehmen mobiles Arbeiten aus dem Ausland auf eine bestimmte Anzahl von Tagen beschränken. Hinzu kommt, dass nicht wenige Unternehmen Mitarbeiter ab einer gewissen Anzahl von Monaten im Ausland nach den Tarifen des Lands entlohnen, in denen sich der Mitarbeiter aufhält.

Je mehr Freiheiten das mobile Arbeiten verspricht, desto mehr Eigenverantwortung hat auch der Arbeitnehmer. Er muss – von wo aus auch immer – seine vertraglich vereinbarten Leistungen so erbringen, als befände er sich im Büro. Damit das im Alltag klappt, bedarf es der intensiven Absprache mit dem Vorgesetzten, schließlich entfernt sich der Arbeitnehmer aus dem Einflussbereich des Arbeitgebers. Es geht schließlich für das Unternehmen nicht nur darum, dem Wunsch des Arbeitnehmers zu entsprechen, es müssen vielmehr auch Teams funktionieren und Fürsorgepflichten erfüllt werden. Ohne Information des Arbeitgebers wegzufahren, ist keine gute Idee!

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Die Umfrage

Durch die Corona-Pandemie haben allerdings sowohl Personalverantwortliche wie auch Arbeitnehmer gemerkt, dass viele flexible Arbeitsformen möglich, gewünscht und im Arbeitsalltag sehr wohl praktikabel sind. Die Reisemobilcouch hat deshalb bei deutschen Unternehmen nachgefragt, wie sie es mit dem Homeoffice im Wohnmobil halten. Der Trend ist eindeutig:

Arbeiten im Wohnmobil bei der Allianz

Die Allianz hat in Deutschland bereits 2019 mobiles Arbeiten eingeführt. Mitarbeiter können freiwillig bis zu 49 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten. Seit Juni 2022 testet die Allianz, welche Formen des Zusammenarbeitens künftig möglich sein sollen und wie betriebliche Erfordernisse, Team-Belange und individuelle Wünsche in die richtige Balance gebracht werden können. Von welchem Ort in Deutschland aus die Mitarbeiter der Allianz arbeiten, das bleibt den Mitarbeitern selbst überlassen. Eine Kontrolle oder Erfassung findet nicht statt, auch aus datenschutzrechtlichen Gründen. Seit März 2022 haben die Mitarbeiter der Allianz in Deutschland außerdem die Möglichkeit, bis zu 25 Tage im Jahr aus dem Ausland heraus zu arbeiten. Dafür ist allerdings eine vorherige Anmeldung und rechtliche Prüfung nötig.

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Arbeiten im Wohnmobil bei BMW

Bei BMW gibt es bereits seit 2013 eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten. Möglich ist es in Abstimmung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft, wenn die Arbeitsaufgabe dafür geeignet ist. Den Beschäftigten werden alle erforderlichen IT-Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die für eine Zusammenarbeit der Mitarbeiter von wo auch immer erforderlich sind. Damit setzt auch BMW auf eine flexible Kombination von Präsenz- und Mobilarbeit. Angesichts der Unterschiedlichkeit der Aufgaben beim Autobauer gibt es keine einheitlichen Regeln für alle, und gerade bei kreativen, innovativen Prozessen präferiert BMW, dass sich die Mitarbeiter an einem Ort treffen, austauschen, und gemeinsam Ideen entwickeln. Und natürlich können Autos nicht im Homeoffice gebaut werden. BMW achtet als Arbeitgeber darauf, dass das Arbeitsumfeld – egal ob in Mobilarbeit oder im Büro – angemessen gestaltet ist. Das gilt etwa für die Ergonomie von Schreibtisch oder Sessel.

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Arbeiten im Wohnmobil bei der Deutschen Bahn

Mobiles Arbeiten ist bei der Deutschen Bahn für Mitarbeiter in der Verwaltung seit Jahren Standard. Sie können so ihre Arbeitszeiten und -orte flexibel gestalten. Das Büro bleibt allerdings weiterhin der zentrale Ort der Begegnung der Teams. Über den passenden Mix aus mobilem Arbeiten und Arbeiten in Präsenz entscheiden die Teams gemeinsam mit ihren Führungskräften. Wer mobil arbeitet, wählt seinen Arbeitsort selbst. Wenn der Mitarbeiter an diesem Ort arbeitsfähig ist, also beispielsweise eine stabile Internetverbindung gewährleistet ist, kann er somit auch im Wohnmobil arbeiten. Er muss dabei allerdings eigenverantwortlich auf gesundheitliche Aspekte achten. Seit 2022 gibt es bei der Deutschen Bahn die so genannten „Wo-Du-Willst-Jobs“: so kann beispielsweise eine in Berlin ausgeschriebene „Wo-Du-willst“-Stelle auch von München ausgeübt werden. Oder von Rimini. Denn seit Januar 2023 können Mitarbeiter, die nicht zwangsläufig in Präsenz arbeiten, unter bestimmten Voraussetzungen für bis zu 30 Arbeitstage im EU-Ausland tätig sein. Die genauen Modalitäten müssen aber vorab mit der Führungskraft abgesprochen werden

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Arbeiten im Wohnmobil bei Knorr-Bremse

Knorr-Bremse bietet seinen Mitarbeitern in Deutschland an, bis zu 20 Tage pro Jahr mobil aus dem EU-Ausland zu arbeiten. Im Rahmen dieser Regelung ist es deshalb auch möglich, etwa von einem Campingplatz im Wohnmobil aus zu arbeiten.

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Arbeiten im Wohnmobil: Immer mehr Unternehmen erlauben dies ihren Mitarbeitern

Arbeiten im Wohnmobil bei Mercedes Benz

Auch bei Mercedes-Benz setzt man inzwischen voll auf hybrides Arbeiten. Von vollständiger Präsenz bis zu überwiegend mobilem, ortsunabhängigem Arbeiten innerhalb Deutschlands ist alles möglich, wenn es mit der jeweiligen Aufgabe vereinbar ist. Die Entscheidung über die optimale Kombination vereinbaren Beschäftigte und Führungskräfte eigenverantwortlich miteinander, je nach Aufgabe und Bereich. Seit März 2023 können Beschäftigte der Mercedes-Benz Group AG, der Mercedes-Benz AG sowie zahlreicher Tochtergesellschaften in Deutschland bis zu 20 Arbeitstage im Jahr aus verschiedenen Ländern Europas arbeiten, wenn die Arbeitsaufgabe dies erlaubt.

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Arbeiten im Wohnmobil bei Munich Re

Munich Re ermöglicht mobiles Arbeiten, auch im Ausland. Seit 2022 können die Mitarbeiter am Unternehmenssitz in München vorerst noch in einem Pilotprojekt maximal 40 Tage im Jahr im EU-Ausland, in den EWR-Staaten, der Schweiz und in Großbritannien arbeiten. Das erlaubt grundsätzlich auch das Arbeiten aus dem Wohnmobil, wenn dort eine sichere Arbeitsumgebung gegeben ist. Den Rechtsrahmen für das mobile Arbeiten im Ausland geben Arbeitsrecht, Steuerrecht und Sozialversicherungsvorschriften vor. Es liegt in der Verantwortung der Mitarbeiter, alle internen Voraussetzungen (Dokumentation vor Beginn der Tätigkeit im Ausland, Sicherstellen sicherer Arbeitsumgebung) sowie externen rechtlichen Voraussetzungen (Steuervorschriften, Sozialversicherungs-Bescheinigung A1, individuelle Vorschriften wie Arbeitserlaubnisse in der Schweiz und in Großbritannien zu erfüllen. Mitarbeiter dürfen ihrer Tätigkeit nur in privaten Räumen nachgehen.

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Arbeiten im Wohnmobil bei Siemens

Siemens hat mobiles Arbeiten bereits 2020 konzernweit als Normalität etabliert. Ziel ist, dass alle Beschäftigten weltweit 2 bis 3 Tage pro Woche mobil arbeiten können. Voraussetzung dafür ist, dass das Jobprofil dafür geeignet ist und eine entsprechende Absprache mit der Führungskraft getroffen wurde. Die Mitarbeiter können den Ort, an dem sie mobil arbeiten möchten, frei wählen. Daher spricht Siemens bewusst von mobiler Arbeit und nicht vom Homeoffice – ob die Arbeit zuhause, in der Ferienwohnung, in einem anderen Siemens-Büro weltweit, beim Kunden oder auch im Wohnmobil stattfindet, ist für das Unternehmen nicht von Interesse. Klare Absprachen dazu im Team sind allerdings die Voraussetzung. Wegen der oben beschriebenen steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Gründe findet das mobile Arbeiten zum Großteil im Inland statt; allerdings hat das Unternehmen Pilotprojekte gestartet, damit Mitarbeiter auch bis zu 30 Tage pro Jahr vom Ausland aus arbeiten können. Das Angebot, das bisher auf acht Länder begrenzt ist, wird nach Angaben von Siemens sehr gut angenommen. Weitere Länder sind in Vorbereitung. Siemens plant außerdem, diese Regelungen in einer Gesamtbetriebsvereinbarung zu verankern. Das Unternehmen bietet Schulungen an für Mitarbeiter, die im Ausland arbeiten wollen zu Themen wie Datensicherheit, Compliance, Steuern und Sozialversicherung.

Recherche und Text: Gerd Henghuber

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