Immer mehr Camping-Begeisterte wollen ihr Wohnmobil gebraucht kaufen. Damit umgehen sie die inzwischen recht langen Lieferzeiten für Neufahrzeuge – und hoffen außerdem auf einen guten Preisabschlag. Dabei hat die enorme Nachfrage nach Wohnmobilen und Campingbussen in den letzten Jahren auch die Preise für gebrauchte Fahrzeuge steigen lassen. Dennoch bieten viele gebrauchte Wohnmobile ein gutes Preis-Leistungsverhältnis – einige wichtige Punkte sind beim Kauf aber zu beachten. Die Reisemobilcouch hat acht Fallen ausgemacht, in die Käufer besser tappen.
Thomas Biersack ist Camping-Experte im ADAC. Er verfolgt den Markt seit Jahren und weist auf zwei Besonderheiten für gebrauchte Wohnmobile hin: „Die Preisabschläge für gebrauchte Wohnmobile gegenüber Neuwagen sind viel niedriger als bei gebrauchten Pkw, weil Wohnmobile viel wertstabiler sind. Und: gebrauchte Wohnmobile sind im Schnitt deutlich älter, weil sie viel seltener gewechselt werden als Pkw.“ Vergleichsweise junge gebrauchte Wohnmobile und außerdem zu oft sehr attraktiven Preisen gibt es in der Regel aus der Vermietung. Hier sollten Interessierte aber besonders genau auf Schäden achten. Ein günstiger Zeitpunkt zum Kauf eines gebrauchten Wohnmobils ist der Herbst. Dann verkaufen Vermieter Fahrzeuge aus ihrer Flotte, die sie im nächsten Jahr durch neue Modelle ersetzen wollen. Für Käufer ergeben sich nicht selten gute Gelegenheiten.
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Fahrzeugtypen bei Wohnmobilen, die folgenden sind die häufigsten:
Gleich welcher Fahrzeugtyp: für alle, die ein Wohnmobil gebraucht kaufen wollen, gilt es, eine Reihe von Fallen zu vermeiden. Die Reisemobilcouch listet die acht wichtigsten auf.
Wer noch nie mit einem Camper unterwegs war, sollte beim ersten Mal ein Wohnmobil mieten, auch wenn das für Sie zunächst teuer aussehen sollte. Das ist es aber nicht. Bei durchschnittlichen Mietkosten von 120,- € pro Tag für ein mittelgroßes Wohnmobil, lohnt sich der Kauf eines eigenen neuen Wohnmobils erst, wenn es im Jahr mindestens sechs Wochen genutzt wird! Bei einem gebrauchen Fahrzeug ist es etwas weniger, aber wissen Sie als Anfänger wirklich schon, ob Ihnen das Campen gefällt? Und wenn ja: auf welche Ausstattung Sie unbedingt Wert legen, auf welche Sie verzichten können? Bevor Sie also Ihr Wohnmobil kaufen: mieten Sie sich eines und probieren Sie das Campingleben mit all seinen Facetten in vollen Zügen aus.
Viele Tipps zum Mieten von Wohnmobilen erfahren Sie in diesem Artikel.
Und hier geht es zur Wohnmobilvermietung des ADAC.
Auch wenn die Nachfrage nach gebrauchten Wohnmobilen hoch ist und Sie womöglich ein unwiderstehliches Schnäppchen entdecken: gehen Sie erst darauf ein, wenn Sie sich sicher sind, welches Fahrzeug zu Ihnen passt: Sind Sie zu zweit unterwegs oder mit Familie? Planen Sie mehr oder weniger verlängerte Wochenendausflüge oder gehen Sie auf lange Urlaubsfahrten? Reicht Ihnen ein Kastenwagen, oder brauchen Sie mehr Platz? Kochen Sie richtig im Fahrzeug oder brühen Sie darin nur den Kaffee auf? Brauchen Sie eine Dusche an Bord, oder nutzen immer die Sanitäreinrichtung am Campingplatz? Wo soll Ihr Wohnmobil stehen? Wo im Winter? Gehen Sie also, wenn Sie ein Wohnmobil gebraucht kaufen, unbedingt strategisch vor und nicht impulsiv.
Der ADAC bietet dafür eine gute Entscheidungshilfe für den Wohnmobilkauf.
Gerade für gebrauchte Wohnmobile gilt, dass Sie sich genau überlegen sollten, welches Budget Ihnen zur Verfügung steht. Seien Sie dabei bewusst defensiv. Schäden am Fahrzeug sind auch bei bester Inaugenscheinnahme nicht ausgeschlossen, also rechnen Sie zur Sicherheit damit, dass Sie nach dem Kauf vielleicht auch noch eine Reparatur begleichen müssen. Oder den Einbau einer Einrichtung, die Sie doch benötigen. Auch gebrauchte Wohnmobile kosten inzwischen ab 25.000,- € aufwärts, Top-Modelle kommen auf mehr als 75.000,- €.
Wer in seinem Leben schon mehrere Wohnmobile gekauft hat – neu oder gebraucht – für den mag dieser Hinweis nicht gelten, und er oder sie kann sich auf die Internetportale stürzen. Für alle anderen gilt: schätzen Sie Ihren Sachverstand realistisch ein. Gebrauchte Wohnmobile beim Händler zu kaufen, hat den Vorteil, dass dieser für Sachmängel, die bei Übergabe vorliegen, mindestens ein Jahr lang haften muss. Voraussetzung dafür ist, dass der Mangel bei Übergabe vorgelegen hat und der Händler nicht darüber aufgeklärt hat. Wenn Sie sich einen Händler in Ihrer Nähe suchen, brauchen Sie für Mängel oder deren Reparatur auch nicht Hunderte von Kilometern zu fahren.
Wer es sich zutraut, den Zustand eines gebrauchten Wohnmobils sicher einzuschätzen, kann Online-Marktplätze nutzen wiemobile.de, autoscout24.deoder spezialisiert auf Camper und Wohnmobile caraworld.de. Dort sind die Preise mitunter günstiger als bei stationären Händlern, allerdings können Privatpersonen, anders als gewerbliche, die gesetzliche Sachmängelhaftung im Kaufvertrag ausschließen.
Besichtigen, prüfen und testen Sie ein gebrauchtes Wohnmobil sehr genau, bevor Sie einen Kaufvertrag unterschreiben. Nehmen Sie sich die dafür nötige Zeit und nutzen Sie eine Checkliste, damit Sie nichts Wichtiges übersehen. Der ADAC hat eine solche Liste erstellt, die wichtigsten Aspekte, worauf es bei der Besichtigung ankommt, sind die folgenden:
Der ADAC hat diese Checkliste erstellt.
Die wichtigsten Aspekte, auf die es ankommt, sind die folgenden:
Es hört sich trivial an, ist es aber nicht: Machen Sie unbedingt eine Probefahrt mit dem Wohnmobil, das Sie im Auge haben, bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben. Nehmen Sie sich dafür Zeit, und fahren Sie nicht nur um den Block. Wie fühlt sich das Fahrverhalten an? Welche Geräusche nehmen Sie wahr? Stört Sie etwas? Sie werden mit Ihrem neuen Fahrzeug schließlich jahrelang unterwegs sein. Wenn Sie etwas gleich zu Beginn stört, dann wird Sie das immer stören.
Machen Sie sich die Mühe und prüfen Sie die Vertragsbestimmungen, die Ihnen der Verkäufer vorlegt, anhand eines spezialisierten Standardvertrags, etwa des Muster-Vertrags des ADAC. Nehmen Sie im Vertrag alle Zusicherungen des Verkäufers auf, die er mündlich gegeben hat, etwa hinsichtlich Sonderausstattung, Unfallfreiheit, Wasserschaden, etc.
Scheuen Sie sich nicht, mit dem Wohnmobil, das Sie kaufen wollen, in eine Werkstatt Ihrer Wahl zu fahren. Lassen Sie es dort professionell prüfen, auch wenn das etwas kostet. Wenn Ihnen die Kosten für eine solche Prüfung zu hoch erscheinen, dann setzen Sie sie in Ihrer Kalkulation in Relation zu den Anschaffungskosten. Der ADAC bietet einen Gebrauchtwagen-Check mit einer festen Prüfroutine durch Sachverständige auch für gebrauchte Wohnmobile bzw. Campingbusse an. Die Kosten dafür beginnen ab 269,- € und decken als Basisleistungen die Prüfung der Fahrzeugunterlagen, der Sicherheitsausstattung, des Zustands des Fahrzeugs (Sichtprüfung) sowie eine sensorische Prüfung. Für je 49,- € Aufpreis gibt es eine Funktionsprüfung des Fahrzeugaufbaus, Wiegen des Fahrzeugs und einen Feuchtigkeitscheck. Für 119,- € kommt der Gutachter sogar zum Standort des Wohnmobils, andernfalls findet die Prüfung bei den Sachverständigen des ADAC statt, die deutschlandweit verteilt sind. Der Check dauert etwa zwei Stunden.
Grundsätzlich dürfen Sie, wenn Sie ein Wohnmobil gebraucht kaufen, ein funktionsfähiges, das heißt ein fahrtüchtiges Wohnmobil bzw. einen Campingbus mit einsatzbereiter Ausstattung erwarten. Es sei denn, Sie haben vertraglich etwas anderes vereinbart. Wenn Sie von einem gewerblichen Händler kaufen, können Sie bei Mängeln Nachbesserung verlangen, in bestimmten Fällen ist der Rücktritt vom Kaufvertrag oder eine Kaufpreisminderung möglich. Hat Ihnen der Verkäufer Mängel, die das Wohnmobil bei Übergabe hatte, verschwiegen, können Sie ihn dafür grundsätzlich in Anspruch nehmen, allerdings kommt es hier auf Arglist des Händlers an, und die Beweislast liegt beim Käufer, der seinen Anspruch im Zweifel einklagen muss. Zur Frage, was ein Mangel ist, der einen Anspruch rechtfertigt, und was nicht, hat sich in den letzten Jahren eine umfangreiche Rechtssprechung entwickelt. Der ADAC hat dazu eine Übersicht erstellt.
Gebrauchte Wohnmobile sind nicht nur eine gute Möglichkeit, lange Lieferfristen für Neufahrzeuge zu umgehen, sie bieten auch die Möglichkeit, den Traum von der Freiheit unterwegs zu etwas niedrigeren Kosten zu realisieren. Dabei empfiehlt sich der Kauf von gebrauchten Wohnmobilen eher den erfahrenen Wohnmobil-Freunden, die nach zahlreichen Reisen mit dem Wohnmobil genau wissen, was sie brauchen, und die ein Fahrzeug auch versiert inspizieren können. Wohnmobil-Anfänger hingegen sollten beim allerersten Mal besser ein Fahrzeug mieten. Wer sich danach noch nicht sicher ist, ob diese Urlaubsform tatsächlich die richtige für ihn oder sie ist, sollte sich Zeit lassen mit dieser Entscheidung von einiger Tragweite für die Zukunft. Im Zweifel im nächsten Jahr noch einmal mieten. Und wer dann ein Wohnmobil gebraucht kaufen möchte, findet von verschiedenen Organisationen wie dem ADAC zahlreiche Entscheidungshilfen, Checklisten und Vertragsmuster. In diesem Artikel haben wir einige dieser Dokumente verlinkt. Nutzen Sie diese!
Vielleicht interessiert Sie auch:
Wohnmobil überladen: das kann teuer werden – und gefährlich
Die besten Versicherungen für Wohnmobile
Text:
Gerd Henghuber
Quelle: ADAC