Marianne war schon als Kind mit den Eltern oft auf dem Campingplatz, am Starnberger See hatte die Familie lange einen festen Platz. Als sie in den siebziger Jahren ihre Musikkarriere begannen, fuhren die Hartls anfangs mit einem Ford Midas zu Auftritten, die beiden Kinder hatten sie auch dabei. „Andere Künstler kamen vor oder nach dem Auftritt oft zu uns zum Kaffee in den Wagen, weil das so heimelig war“, sagt Marianne.
Michael brachte das Thema Wohnmobil dann vor zwei Jahren wieder auf, im Herbst vor der Corona-Pandemie. Damit hatte er den richtigen Riecher, denn als der pandemie-bedingte Reisemobil-Boom im Frühjahr 2020 in Deutschland begann, stand ihr nagelneuer Concorde Credo bereits vor der Tür.
Das fast 8 Meter lange voll-integrierte Fahrzeug bietet alles, wovon Wohnmobilfreunde träumen: Heimkino im Schlafbereich, eine schwenkbare Toilette aus Porzellan und eine riesige Küche mit Apothekerauszügen, einer Arbeitsplatte aus Mineralstoff, einer Spüle aus Edelstahl und einem eigenen Board für die Nespresso-Maschine. Die beiden Sitze im Fahrerhaus ähneln denen von Piloten. „So hoch und frei wir dasitzen, fühlen wir uns schon ein bisschen wie in einem Cockpit“, lacht Marianne. Verbaut ist außerdem das Navigationssystem X903D von Alpine. „Für die Bedienung bin ich zuständig, Michael sitzt ja immer am Steuer, mir ist das Fahrzeug ein bisschen zu groß“, sagt Marianne.
Bestens ausgerüstet, waren im Frühjahr 2020 allerdings noch nicht viele Touren möglich. Deutschland war im Lockdown und die meisten Grenzen damals geschlossen. „Sobald es ging, sind wir dann aber los, vor allem auf Golfplätze.“ Die beiden sind passionierte Golfer. „Fast alle Golfplätze haben heute auch Stellplätze für Wohnmobile im Angebot, das ist wunderbar für uns.“
Im Frühling wollen sie für vier Wochen nach Spanien. Auch für danach haben sie schon jede Menge Ziele im Auge: Schweden steht ganz oben auf der Liste, dann kommen die Mosel, Sylt, Südfrankreich, die Ostsee. „Wir haben keine Zeit mehr, unsere Träume aufzuschieben. Wir haben so viel von den großen Bühnen aus gesehen und wollen nun noch so viel von der Welt sehen wie möglich und solange es geht“ sagt Marianne (67). Mit dabei ist stehts ihr West Highland Terrier Winnie. Der 15 Jahre alte Senior muss meistens getragen werden – wenn er nicht auf einem der Ledersitze im Cockpit schläft.
Marianne und Michael übernachten immer auf Campingplätzen. „Irgendwo allein in der Natur – da würde ich mich unwohl fühlen.“ Werden die beiden Volksmusik-Stars auf den Stellplätzen erkannt? „Nein eigentlich nicht, ich glaube, das vermutet keiner, dass das wir sind im Wohnmobil nebenan“, sagt Marianne. Mit ihren Stellplatz-Nachbarn haben die beiden bisher nur allerbeste Erfahrungen gemacht: „Camper sind sehr freundlich und hilfsbereit.“
Auf diese Hilfsbereitschaft mussten die beiden allerdings schon einmal zurückgreifen – in der dramatischsten Nacht, die sie im Wohnmobil verbrachten, 2020 im Sommer auf der Insel Krk in Kroatien: ein Sturm war aufgezogen, der Wind wehte stark, es schüttete in Strömen. Marianne und Michael waren noch nicht so erfahren damals, und hatten übersehen, rechtzeitig die Markise einzuholen. Schnell wollten sie das nachholen. Dabei fiel die Tür ihres Wohnmobils ins Schloss. Das Dumme war: damals hatten sie auch die Notöffnung noch nicht programmiert. Ein freundlicher Nachbar half im stürmischen Regen mit einem Stuhl und einer Räuberleiter, und Marianne kraxelte durchs Seitenfenster nach innen, um die Tür wieder zu öffnen.
Text
Gerd Henghuber
Quelle
Interview mit Marianne Hartl